Archiv des Autors: Björn Krüger

Wertvolle Kooperationspartnerin

Hier der vollständige Brief von Frau Prof. Dr. Annette Scheersoi.

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„Mit großem Staunen und Entsetzen habe ich von der geplanten Schließung der Liebfrauenschule Bonn erfahren.“

„Es existiert eine langjährige enge Verbindung zwischen der Liebfrauenschule und der Universität Bonn. Diese manifestiert sich beispielsweise in der regelmäßigen Teilnahme der Schülerinnen an universitären Veranstaltungen und Wettbewerben, in Lehraufträgen von Schulkolleginnen an unserer Universität und in Fortbildungen, die von Lehrkräften für unsere Lehramtsstudierenden angeboten werden. Auch die Betreuung unserer Studierenden im Rahmen von Schulpraktika funktioniert an der Liebfrauenschule Bonn in vorbildlicher Weise.“

Prof. Dr. Annette Scheersoi
Fachdidaktik Biologie
Nees-Institut
Universität Bonn

Offener Brief der Schulpflegschaft

Die Schulpflegschaftvorsitzenden der Liebfrauenschule haben sich mit einem offenen Brief an Entscheidungsträger in Kirche und Politik gewandt. Hier das vollständige Schreiben.

per Mail an:

Kardinal Woelki
Deutsche Bischofskonferenz
Vorsitzende des ZDK
Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn
Fraktionsvorsitzenden des Rates der Stadt Bonn
Regierungspräsidenten Köln
Bildungsministerin des Landes NRW
Fraktionsvorsitzende des Landtages NRW

Zur Kenntnis: Bonner Stadtdechant Dr. Picken

 „Prüfet alles, das Gute bewahret“ – die erzbischöfliche Liebfrauenschule in Bonn bewahren!

Sehr geehrter Herr Kardinal,

sehr geehrte Damen und Herren,

das Generalvikariat des Erzbistums Köln hat am 22. März 2023 das betroffene Kollegium, die Schülerinnen und Eltern darüber informiert, dass das erzbischöfliche Mädchengymnasium „Liebfrauenschule“ in Bonn nach nunmehr 100-Jähriger Tradition geschlossen werden soll. Ferner sollen die jungen Jahrgänge wie der neue Jahrgang (2023) nicht mehr zum Abitur geführt werden. Gründe für die Schließung bzw. die Aufkündigung des Versprechens, Schülerinnen zum Abitur zu führen wurden nicht genannt. Die Entscheidung werde nicht diskutiert. – Basta.

Was als reine Information gedacht war, ist auf den leidenschaftlichen Widerstand der Schülerinnen und Eltern gestoßen. Auf Anregung des Bonner Stadtdechanten Picken wurde dann anders als geplant von Seiten des Bistums zugestimmt, weitere Treffen mit Vertretern der Schülerinnen, der Eltern, der Lehrer:innen und Schulleitung stattfinden zu lassen, um die Entscheidung bzw. die Begründung zu diskutieren. Am 25. April 2023 soll nun das erste Treffen in Bonn in der Liebfrauenschule stattfinden.

Was Schülerinnen, Eltern, Lehrer und zahlreiche Unterstützer:innen als Hoffnungsschimmer verstanden haben, entpuppt sich nun jedoch als ein erneut katastrophaler Umgang des Erzbistums mit dem verbliebenen Kirchenvolk: Im Rahmen der intensiven Vorbereitungen auf das Gespräch wurde uns der Charakter der „Veranstaltung“ von Seiten des Generalvikariats mitgeteilt: es werde nicht diskutiert, es werde lediglich die Entscheidung zur Schulschließung begründet.

Wir wenden uns an Sie, da dieses Vorgehen drei Dimensionen hat:

  • Dimension „Kirche“: Die Bischofskonferenz hat in zahlreichen Beschlüssen den Bildungsauftrag und die Bedeutung der christlich-geprägten Bildung für die Kirche hervorgehoben. Ausgerechnet in einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und viele traumatisierte Frauen mit ihren Kindern in unser Land strömen, um Hilfe zu suchen, macht die katholische Kirche an mehreren Orten in Deutschland die Türen zu.

Wir fordern: Es braucht eine Haltung der Bischofskonferenz zu der Frage, ob sie zu ihren Worten steht und ob die rund 900 katholischen Schulen eine Zukunft haben.

  • Dimension „Anstand: Wer Eltern und Schülerinnen das Versprechen macht, sie bis zum Abitur zu begleiten (vgl. Zitat Homepage Liebfrauenschule: „Die Liebfrauenschule Bonn setzt sich zum Ziel, alle Schülerinnen zur allgemeinen Hochschulreife zu führen.“), kann nicht Abgesandte des Kardinals nach Bonn schicken und das Versprechen für die Kleinsten (jüngsten Jahrgänge) einkassieren. Wer Eltern und Schülerinnen einen Dialog einräumt, muss diesen so verstehen, wie er nur verstanden werden kann: als einen Prozess mit offenem Ausgang. Alles andere ist – wie bereits beim menschenunwürdigen Umgang mit den Missbrauchsskandalen im Erzbistum Köln – ein Hinhalten und Verzögern. Wenn das Erzbistum diesen Anstand offenbar nicht mehr besitzt oder systemisch missachtet, verliert es nun auch noch seinen Führungsauftrag, nachdem spirituelle Inspiration bereits nicht mehr vorhanden ist.

Wir fordern: Versprechen müssen gehalten werden, alle Schülerinnen müssen zum Abitur geführt werden und der anstehende Dialog muss und kann nur ein offener über die Zukunft der Liebfrauenschule sein!

  • Dimension „Politik“: Es ist offenkundig, dass der Bedarf an pädagogischen Angeboten in Deutschland wächst. Das ist in Nordrhein-Westfalen und speziell in Bonn nicht anders als an anderen Orten Deutschlands. Es ist zudem so, dass die Bezirks- und Landesregierung die Mittel für die Förderung auch der konfessionellen Schulen aus dem allgemeinen Steueraufkommen aufbringt. Wenn miteinander Bildung angeboten wird, muss auch miteinander darüber entschieden werden. Die Stadt Bonn sagt, sie sei nicht einbezogen worden vom Bistum. Die Bezirks- und Landesregierung hat sich bis dato nicht zum Vorgang geäußert.

Wir fordern: Die Politik muss den Dialog begleiten und damit ab dem 25. April 2023 mit an den Tisch!

Wir sind zu konstruktiven Gesprächen mit dem Generalvikariat und der Verwaltung des Erzbistums Köln bereit. Wir sind nicht bereit, uns vorführen zu lassen!

Wir bitten Sie daher herzlich um Ihre persönliche Unterstützung:

Lieber Herr Kardinal, zeigen Sie Gesicht und bringen sich persönlich ein!

Liebe Bischöfe Deutschlands, beziehen Sie Stellung zur Frage des Bildungsauftrages!

Liebe Vorsitzende des ZDK, bringen Sie eben diese Frage auf Ihre Agenda!

Liebe Politiker:innen schauen Sie nicht nur zu, sondern begleiten Sie uns beim Dialog!

Mit freundlichen Grüßen

Sascha Sehr und Sandra Geuenich

Vorsitzenden der Schulpflegschaft

Demo am Donnerstag!

Am Donnerstag, 30. März 2023 ab 15 Uhr veranstalten wir eine Demo, um gegen die Schließung der Liebfrauenschule zu protestieren.

Wir starten an der Liebfrauenschule in der Königstraße. Von dort gehen wir dann zum Münsterplatz (Wegstrecke). Von 16:30 Uhr bis 17:00 Uhr findet eine gemeinsame Andacht mit Stadtdechant Dr. Picken im Bonner Münster statt.

Hier unser Flyer: Bitte teilt diesen auf allen Kanälen, um möglichst viele Menschen zu erreichen!

Individuelle Förderung

Die Liebfrauenschule Bonn, die 1917 gegründet worden ist, hat schon immer dazu beigetragen, starke junge Frauen heranwachsen zu lassen. Außer einem sehr engagierten Lehrerkollegium, netten Schüler:innen und einer super Lernatmosphäre, fördert die Schule ihre Schülerschaft zudem individuell.

Mein Bruder und ich (Jonathan und Leona Gemmel) haben zum Beispiel in Betreuung von Frau Dr. Busert und Frau Wild schon mehrmals am Wettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen. Unser diesjähriges Projekt „CO2-Shoptimizer: Die Shopping-App mit CO2-Tracking für ein klimafreundlicheres Einkaufen“ ist mit dem 2. Platz in der Kategorie Mathematik/Informatik ausgezeichnet worden. Auch den Umweltpreis des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW und den Preis der Jugendjury erhielten wir. Ohne die sensationelle Betreuung der beiden Lehrerinnen hätten wir dies nicht geschafft! Ein Video zum Projekt finden Sie hier: 

Auch im Wettbewerb „Jugend präsentiert“ haben drei von vier Teilnehmerinnen unserer Schule den Einzug ins Bundesfinale erreicht. Glückwunsch! Hier mehr dazu

Nicht nur im Bereich der Naturwissenschaften glänzt die Liebfrauenschule, sondern auch beim Vorlesewettbewerb von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereines des Deutschen Buchhandels, haben die 6. Klassen um den Preis gekämpft. Mehr Infos zu dem Vorlesewettbewerb.

Eben genau wegen dieser auch individuellen Förderung liegt die Liebfrauenschule uns sehr am Herzen. Wir kämpfen um ihr Bestehen! 

Leona Gemmel

Klagemauer in St. Elisabeth

In der St.-Elisabeth-Kirche in der Bonner Südstadt, wo die Schulgottesdienste der Liebfrauenschülerinnen stattfinden, haben Mitglieder der Schulgemeinschaft die Möglichkeit, ihre Sorgen, Hoffnungen und Gebete an einer Klagemauer anzubringen.

Folgendes Proclamandum wird in allen Kirchen von Bonn-Süd verkündet:
Der Schulgemeinde der Liebfrauenschule wurde in dieser Woche mitgeteilt, dass sie geschlossen werden soll. Das hat Bestürzung bei Schülerinnen, Lehrer*innen, Eltern und Ehemaligen ausgelöst. Diese Bestürzung brauchte einen Ort und so kamen sie nach St. Elisabeth. In die Kirche, die sie lange kennen und in der regelmäßig Gottesdienste feiern. Die Kirche bot ihnen in ihrer Trauer Zuflucht, um sich auszutauschen, zu trösten und Mut zu machen. Wir möchten Sie bitten in den Anliegen der Schülerinnen und der Mitarbeiter*innen an der Liebfrauenschule, der sich St. Elisabeth seit über 100 Jahren verbunden weiß, zu beten.